Wenn Marco Folchnandt zu Besuch an Bord eines Schiffes geht, dann grüßt er freundlich: „Hello, my friend!“ Der 55-Jährige ist seit 1. Mai neuer Seemannsdiakon am Lübecker Standort der Deutschen Seemannsmission. Die Seeleute als Menschen wahrzunehmen, sei das Wichtigste für ihn.

In Lübeck erwarteten den dreifachen Familienvater vor allem Bordbesuche auf den Schiffen im Lübecker Hafen. Darunter fallen auch Einsätze im Bereich der sogenannten Psychosozialen Notfallversorgung. Gibt es einen Unfall an Bord oder verstirbt jemand, kommt Folchnandt als Notfallseelsorger an Bord, um mit den Seeleuten über das Erlebte zu sprechen.

Folchnandt wechselte aus Brake an der Unterweser, wo er zuvor sechs Jahre lang mit einer halben Stelle als Seemannsdiakon vor allem im dortigen Seemannsclub gearbeitet hat. Auch in Lübeck gibt es für Seeleute einen kleinen Club am Lehmannkai. „Der Standort Lübeck ist eine neue Herausforderung für mich. Sechs Jahre lang war ich in einem kleinen Hafen, in dem alles im Umkreis von eineinhalb Kilometer zu erreichen war. In Lübeck gibt es viele einzelne Häfen. Ich bin gespannt darauf.“

Die Seeleute stehen im Mittelpunkt
Doch Marco Folchnandt geht es nicht um Waren, sondern um die Menschen an Bord der Schiffe. „Ich mag es wahnsinnig, bei der Arbeit direkt mit Menschen zu tun zu haben. Die Reaktion bekomme ich sofort zurück. Wenn ich beispielsweise jemanden helfe, ins Internet zu kommen, sehe ich ein strahlendes Gesicht. Die unmittelbare Hilfe schätze ich am meisten. Und etwas zurückzugeben für die 90 Prozent der Waren, die wir durch die Arbeit der Seeleute bekommen.“

Von 2013 bis 2016 war Folchnandt im Hamburger Seemannsclub Duckdalben tätig. „Dort merkte ich, wie wichtig es ist für die Menschen da zu sein. Menschen, die sonst vielfach übersehen werden.“ Der Seemannsdiakon mag den Kontakt mit der Öffentlichkeit. Bei Veranstaltungen mit Jugendlichen, Konfirmanden- und Seniorengruppen versuche er möglichst viel über die Deutsche Seemannsmission zu berichten.  Die Seemannsmission Lübeck gehört zum Netz der Deutschen Seemannsmission, die weltweit in 33 Häfen vertreten ist.

Der gebürtige Bremer ist „ein Kind der Hanse“, wie er sagt. Neben Bremen, Hamburg und Salzwedel wird Lübeck die vierte Hansestadt auf seinem Lebensweg sein. An einem Sommertag vor einigen Jahren in Timmendorfer Strand, sagte Marco Folchnandts Frau zu ihm: ‚Hier werden wir alt‘. „Wir mögen die Gegend einfach sehr und auch die neue Herausforderung“, so Folchnandt.