Auch von weitem:
Ihr seid in unseren Herzen
An der Gangway ist Schluss. Bärbel Reichelt kommt für ein Gespräch auf Abstand vorbei.
Abstand halten ist angesagt. Auch im Lübecker Hafen. Näher heran als bis zur Gangway geht es in Zeiten der Corona-Pandemie nicht. Das trifft die Seeleute, die ihren Alltag sowieso schon in großer Isolation erleben, besonders hart.
Oft sind die Begegnungen mit Mitarbeitern der Deutschen Seemannsmission die einzige Gelegenheit für etwas Austausch über den Horizont ihrer Arbeit und über die Reling ihres Schiffes hinaus. Nicht nur, um Telefonkarten und kleine Besorgungen zu erhalten. An Landgang ist nicht zu denken. Vielen ist er aus Furcht vor Ansteckung untersagt. Der Hafen funktioniert – was das Lotsen, Löschen und Laden betrifft. Dank der Menschen, die dort für die Versorgung aller weiterarbeiten.
Aber wie steht es um das alltägliche Leben der Seeleute? Viele sind in Sorge, sich am Virus anzustecken. Sie machen sich Gedanken, wie es ihren Familien und Freunden zu Hause geht. Das Verlangen, nach Wochen einmal wieder von Bord zu kommen, etwas anderes zu sehen als das Schiff, ist groß. Gut, wenn Crewmitglieder untereinander aufmerksam sind. Wenn für entspannende Augenblicke im Miteinander der Crew gesorgt werden kann oder das Internet auf manchen Schiffen nun für alle unbegrenzt zugänglich ist. Unruhig sind vor allem auch diejenigen Seeleute, deren Zeit an Bord bald endet und die nicht wissen, ob sie angesichts der Reisebeschränkungen und der ausgesetzten Flüge nach Hause kommen. Einige Seeleute sitzen bereits auf den Schiffen fest. Nach oftmals neun Monaten harter Arbeit am Stück müssen sie nun weiterarbeiten. All das drückt aufs Gemüt.
Wenigstens für ein kurzes Gespräch vom Kai aus schaut Bärbel Reichelt, Theologin bei der Deutschen Seemannsmission, vorbei. Und wieder ist die Freude groß, ganz gleich wie klein das Zeichen des Aneinander-Denkens ist. Vielleicht nur von weitem – und doch: Ihr seid in unseren Herzen! „Blessings to you!“
Konzeptwerkstatt
Deutsche Seemannsmission blickt in die Zukunft

Die Deutsche Seemannsmission (DSM) entwickelt derzeit konkrete Pläne für ihre künftige Arbeit. Dazu hat sie das Projekt „DSM2030“ ins Leben gerufen. Am 24. und 25. Januar versammelten sich Leitungsgremien und etwa 20 Mitarbeitende aus dem In- und Ausland, darunter auch die Stationsleiterin aus Lübeck, zu einer Konzeptwerkstatt in Bremerhaven.
Im Zeitalter von Globalisierung und Digitalisierung ändern sich auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Seeleute weltweit. Warenströme passen sich ökonomischen und politischen Gegebenheiten an. Das Umfeld der Reedereien und der Hafenwelt ist einem stetigen Wandel unterworfen. Darum gilt es auch für die DSM zu klären, welche konkrete Ausprägung ihr Leitbild „support of seafarers‘ dignity“ (Eintreten für die Würde der Seeleute) künftig haben soll.
Fünf Themenbereiche wurden im Vorfeld der Konzeptwerkstatt für die künftige Ausrichtung der Arbeit der Deutschen Seemannsmission identifiziert und in den beiden Werkstatttagen bearbeitet: Netzwerke der Stationen im In- und Ausland, Arbeit mit Freiwilligen und Ehrenamtlichen, Fortbildung und Qualitätssicherung, Psychosoziale Notfallversorgung (Notfallseelsorge) als Zukunftsthema der DSM, Interne Kommunikation sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
„Während der Konzeptwerkstatt sind schon sehr viele gute Ideen und auch konkrete Ansätze entstanden. Diese gilt es nun zu gewichten und dann möglichst schnell umzusetzen“, betonen für den Vorstand der Deutschen Seemannsmission Präsidentin Dr. Clara Schlaich und Generalsekretär Christoph Ernst.
Weihnachtsgrüße der Konfirmanden

Die Konfirmanden der Lübecker Domgemeinde haben Weihnachtsgrüße für Seeleute gebastelt. Mit Bärbel Reichelt von der Deutschen Seemannsmission in Lübeck und Dompastorin Margret Wegner haben sie überlegt, worüber sich Menschen freuen, die an den Feiertagen weit weg von ihren Familien sind.
Deutsche Seemannsmission in Lübeck bringt Seeleuten Geschenke
Weihnachtsglück an Bord

500 Weihnachtspäckchen haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Deutschen Seemannsmission in Lübeck zusammen mit Stationsleiterin Bärbel Reichelt für die Seeleute gepackt. In der Adventszeit und Heiligabend verteilen sie die Geschenke auf den Schiffen im Lübecker Hafen und sorgen für große Freude, denn viele Seeleute werden Weihnachten nicht zu Hause sein.
Die Augen der Crew um Kapitänin Vicky Neumann leuchten, als Hans Hartke und Henning Wulff, Ehrenamtliche der Deutschen Seemannsmission in Lübeck, an Bord der „Vanquish“ kommen und die rot verpackten Geschenke überreichen. „Wie schön, dass ihr kommt. Wir haben uns schon so auf euch gefreut.“ Ein kleines Geschenk, eine kleine Aufmerksamkeit für Menschen, die an Bord der Schiffe meist unsichtbar bleiben und doch 90 Prozent aller Güter weltweit transportieren. Hans Hartke und Henning Wulff wissen, wie das ist, sind selbst zur See gefahren. „Es ist schön, den Seeleuten jetzt eine kleine Freude zu machen und ihnen zu zeigen, wir sehen euch.“
Weihnachten an Bord, das kann einsam sein. „Ich werde an meine Frau denken und an den großen Tisch, an dem die Familie zusammensitzt“, erzählt Sergiy Tereshchenko. Auch Kapitänin Vicky Neumann weiß aus Erfahrung, wie das ist: „Es gibt Momente, da denkt man an zu Hause, daran, dass alle vor dem Kamin und dem Weihnachtsbaum sitzen und man auch sehr gern dabei wäre. Dann bin ich immer einen kurzen Moment traurig. Aber an Bord sind wir auch ein bisschen eine Familie.“ Weihnachten werden sie es sich schön machen. Die Reederei Holwerda Shipmanagement B.V. schickt Weihnachtsessen und für Dekoration ist auch gesorgt.
Wie auf den meisten Schiffen ist auch die Crew der „Vanquish“ international: deutsch, holländisch, ukrainisch und indonesisch. Die Indonesier sind überwiegend muslimisch, doch auch sie feiern mit. „Aus Respekt vor der anderen Tradition“, erklären Nuzulludin und Ilyas Baskara. „Aber auch, weil wir das Beisammensein genießen. Wir alle sind glücklich an diesem Tag.“ Das Fernsein von der Familie, das teilen sie alle an Bord – ob nun Weihnachten oder beim großen Fest am Ende des Ramadan. „Die Deutsche Seemannsmission arbeitet unabhängig von der Religion, der Hautfarbe und der Nationalität. Es geht um dein einzelnen Menschen. Ihn zu sehen und das, was er braucht“, so Theologin Bärbel Reichelt. Und so bekommen alle Seeleute, die in der Vorweihnachtszeit und an Heiligabend mit ihrem Schiff in Lübeck liegen, mit einem der 500 Päckchen ein wenig Freude geschenkt.